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Das Stück

2. Szene: 17. Juni


Personen:

Propagandist
1. Arbeiter
2. Arbeiter
3. Arbeiter
4. Arbeiter
5. Arbeiter
6. Arbeiter


Ein Propagandist steht auf einem Podest auf der Bühne, auf dem Balkon oder im Verborgenen. DDR-Arbeiter stehen aufgereiht.

Propagandist:

Das moralische Gesicht des neuen sozialistischen Menschen, der sich in diesem edlen Kampf um den Sieg des Sozialismus entwickelt, wird bestimmt durch die Einhaltung der grundliegenden Moralgesetze:

1. Arbeiter:

Du sollst dein Vaterland lieben und stets bereit sein, deine ganze Kraft und Fähigkeit für die Verteidigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht einzusetzen.

2. Arbeiter:

Du sollst helfen, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beseitigen.

3. Arbeiter:

Du sollst gute Taten für den Sozialismus vollbringen, denn der Sozialismus führt zu einem besseren Leben für alle Werktätigen.

4. Arbeiter:

Du sollst deine Kinder im Geiste des Friedens und des Sozialismus zu allseitig gebildeten, charakterfesten und körperlich gestählten Menschen erziehen.

5. Arbeiter:

Du sollst sauber und anständig leben und deine Familie achten.

Propagandist:

Diese Moralgesetze, diese Gebote der neuen, sozialistischen Sittlichkeit sind ein fester Bestandteil unserer Weltanschauung.

Die Welt seit 1945,
10 Gebote sozialistischer Moral

Während der Verlesung halten die DDR-Arbeiter Plakate von Lenin, Stalin und Ulbricht hoch. Sie erheben die linke Faust.

Alle Arbeiter: MP3

Sie hat uns alles gegeben,
Sonne und Wind. Und sie geizte nie.
Wo sie war, war das Leben,
was wir sind, sind wir durch sie
Sie hat uns niemals verlassen.
Fror auch die Welt, uns war warm.
Uns schützt die Mutter der Massen!
Uns trägt ihr mächtiger Arm.

Die Partei, die Partei, die hat immer Recht,
und, Genossen, es bleibet dabei:
Wer da kämpft für das Recht, der hat immer Recht,
gegen Lüge und Ausbeuterei.

Wer das Leben beleidigt,
ist dumm oder schlecht.
Wer die Menschheit verteidigt, hat immer Recht.
So aus Lenin'schem Geist wächst, von Stalin geschweißt,
die Partei, die Partei, die Partei.

Das Lied von der Partei
Komposition und Text: Louis Fumberg Entstehungsdatum: 1950

1. Arbeiter:

Juni 1953. Die DDR-Regierung hält an der Erhöhung der Arbeitsnorm um 10% fest.

Die Arbeiter senken die Fäuste.

1. Arbeiter:

Am 16. Juni legen die Bauarbeiter der Stalinallee ihre Arbeit nieder und versammeln sich zu einem Protestzug. Sie fordern den Rücktritt der politischen Spitze.

Auf der Bühne formieren sich die Arbeiter neu zum Protest, drehen ihre Schilder um. Es erscheint der Schriftzug: Nieder mit der Norm!

Alle Arbeiter:

Ulbricht, Pieck und Grotewohl,
Spitzbart, Bauch und Brille
Sind nicht des Volkes Wille.

Glotzt nicht so romantisch
Klassenspiel 12. Klasse 1998

1. Arbeiter:

Wir fordern: Den Rücktritt der sogenannten Deutschen Demokratischen Regierung, die sich durch Wahlmanöver an die Macht gebracht hat.

2. Arbeiter:

Außerdem: Die Zulassung sämtlicher großen demokratischen Parteien Westdeutschlands.

3.Arbeiter:

Wir fordern auch: Die Freilassung sämtlicher politischer Gefangenen.

4. Arbeiter:

Sofortige Abschaffung der Zonengrenze und Zurückziehung der Volkspolizei.

5.Arbeiter:

Keine Repressalien gegen einen Streikenden.

DDR, Opposition Widerstand
Karl Wilhelm Fricke

6. Arbeiter:

Nach dem Aufstand des 17. Juni
lies der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, dass das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe.
Und es nur durch doppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?

Glotzt nicht so romantisch
Klassenspiel der 12. Klasse 1998

Alle ab.