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Das Stück

7. Szene: Familienalbum 5: BRD-Familie


Personen:

Irmgard
Siegfried
Gundel
Ullrich
Fotograf


Die Familie sitzt am Küchentisch. Sie essen und unterhalten sich. Die Familie besteht aus einer Mutter (Irmgard), einem Vater (Siegfried), einer Tochter (Gundel) und einem Sohn (Ullrich).

Irmgard:

Lieber Herr Jesus, sei unser Gast
Und segne, was du uns bescheret hast.

Alle:

Amen!

Pause

Irmgard:

Was war das für ein Tag!

Ullrich:

Aber wir sind wieder wer!

Siegfried:

Stimmt. Erster Sieg nach 14 Jahren. Der letzte deutsche Sieg war doch auf dem Frankreichfeldzug 1940.

Irmgard:

Neun Jahre nach der Kapitulation haben unsere elf Freunde im friedlichen Kampf sogar die ganze Welt besiegt.

Gundel:

Was ist das für ein Käse, Mutter? Der stinkt.

Irmgard:

Würdest du dich bitte anständig ausdrücken. Übrigens ist das Harzerkäse, der war teuer. Apropos, als ich einholen war, Siegfried, in der Marktstraße direkt neben dem Käsemann gibt's jetzt einen Elektrogeräteladen. Was der für Auswahl an Waschautomaten hat, unglaublich. Aber die Preise sind hoch wie bei allem.

Siegfried:

Andere bezahlen auch einen hohen Preis, Irmgard!

Ullrich:

Stimmt, z. B. Ungarn. Erst schieben die uns zwei Dinger rein ...

Irmgard:

Ullrich bitte!

Siegfried:

Und schwitzen nicht mal dabei.

Ullrich:

Doch jetzt, wie wir Außenseiter sind, schenken wir den Puszta-Kickern ordentlich ein.

Irmgard:

Heute Vormittag sagt Frau Schmidt von nebenan, dass sie selbst mit einem Halbautomaten eine Stunde beim Waschen einspart, täglich. So ein Gerät hätte ich auch gerne, was meinst du, Siegfried?

Siegfried:

Neulich wolltest du noch einen Kühlschrank, aber den gibt´s sowieso nicht. Lass das doch, Irmgard, die Kinder. Setzt ihr euch mal aufrecht hin.

Irmgard:

Gundel.

Siegfried:

Ullrich.

Irmgard:

Genau, das sagt Frau Schmidt auch, ihr sollt nicht so laut im Treppenhaus sein, mit den Kindern von Gegenüber. Was sollen denn die Nachbarn denken.

Gundel:

Wir waren gar nicht laut, dass waren die von drüben.

Siegfried:

Das lass mal die anderen entscheiden, wer laut war.

Gundel:

Die Fechters haben übrigens `nen Volkswagen, ganz in blau.

(seufz)

Sowas könnten wir doch auch mal haben.

Siegfried:

Wer soll den denn noch bezahlen? Kühlschrank, Waschautomat, Auto, wird ja immer besser. Als nächstes wollt ihr ein Eigenheim.

Siegfried:

Ullrich, du räumst ab, Gundel hilft ihrer Mutter beim Abwasch, dann hab ich meine wohlverdiente Ruhe!

Alle:

Wir danken!

Der Fotograf kommt auf die Bühne. Er knipst, die Familie erstarrt.